Update Sommer 2016

Ihr Lieben,

es sind schon fast 5 Monate vergangen, seit wir das letzte Mal offiziell über „Dunia ya Heri“ berichtet haben. Auf der einen Seite möchten wir unsere Unterstützer nicht allzu häufig mit Informationen belästigen, auf der anderen Seite werden sich viele von euch fragen, was sich inzwischen getan hat. Unser Ziel ist nach wie vor, im Spätsommer dieses Jahres die ersten Waisenkinder aufzunehmen. Wir sind mit eurer Hilfe diesem Vorhaben ein großes Stück näher gekommen. Bevor uns unsere polnische Bautruppe, die den Rohbau des Kinderhorts errichtete, im Dezember wieder verließ, wurde auf dem Ringanker des Kinderhorts schnell noch ein Abschiedsfoto gemacht. »Der Ausblick von dort oben ist einfach traumhaft und viel zu schade, ihn nicht zu nutzen. Wäre es nicht sinnvoll, unter einem Walmdach zusätzlichen Wohnraum zu schaffen?« So einige Kommentare, die nach dem gemeinsamen Gruppenfoto zu hören waren. Mit diesen anregenden Gedanken gingen wir in die wohlverdiente Weihnachtspause. Doch die Idee ließ uns nicht los. Die Argumente waren nicht von der Hand zu weisen. Und so entschieden wir schließlich, ein Dach zu errichten, unter dem man weiteren Wohnraum schaffen kann.

Notwendige Erweiterung des Ringankers - Ausblick vom Dachgeschoss.

Die Statik dieses Walmdaches erforderte noch einige wichtige Veränderungen des Rohbaus. Als Stütze für das Dach musste der Ringanker derart erweitert werden, dass die Deckenkonstruktion das zusätzliche Gewicht tragen kann. Außerdem mussten nachträglich Stahlträger eingezogen werden. Diese Arbeiten waren durch die Mithilfe des Architekten und Statikers im März abgeschlossen. Aus Kostengründen wurden die meisten Arbeiten von unseren eigenen Bauleuten ausgeführt, obwohl dies etwas mehr Zeit in Anspruch nahm. Im März und April war es dann soweit – mit der Deckenkonstruktion und dem Aufbau des Daches konnte begonnen werden. Wir haben uns (wiederum aus Kostengründen) für ein in der Küstenregion typisches Palmdach (Makutidach genannt) entschieden. Kurzfristig ist es die günstigste Dachkonstruktion, jedoch müssen die Palmblätter etwa alle 7 bis 8 Jahre erneuert werden. Die Brandgefahr ist vergleichbar mit Reetdächern. Ein solches Makutidach hat einen exzellenten Isolationswert gegen die Hitze und verursacht bei Starkregen keinen solchen Lärm wie die typischen afrikanischen Wellblechdächer, die dann so laut sind, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen kann.

Afrikanisches Palmdach - Makutidach genannt.
Das Makutidach wird gedeckt.

Die Elektro-und Sanitärinstallationen konnten im April abgeschlossen werden. Der gegenwärtige Wasserturm ist zwar noch ein Provisorium – ein Turm aus losen Zementziegeln mit einem 5.000 Liter Tank -aber dieses System hat sich beim bestehenden Wärterhäuschen durchaus bewährt. Sobald die finanziellen Mittel vorhanden sind, wird mit dem Bau des großen Wasserturms für das gesamte Gelände begonnen. Auch wurde eine Sickergrube mit Kläranlage für insgesamt 3 Gebäude errichtet. Das Abwasser aus diesem System kann zur Bewässerung des Gartens genutzt werden. Mittlerweile wurde auch mit dem Rohbau für die Einfahrt begonnen. Das Grundstück muss im Sinne der Sicherheit für die Kinder eine kontrollierte Zugangsmöglichkeit erhalten. Ein Wächter wird später Aus-und Eingang kontrollieren.

Die Einfahrt mit zukünftigem Tor.

Es gibt zwei wirklich gute Nachrichten: Der öffentliche Strom ist im Ort „Puna“ angekommen – zwar noch nicht auf dem Grundstück, dafür müssen noch vier Strommasten zwischen der Hauptstraße und dem Grundstück gesetzt werden –, aber der Strom ist bereits im Dorf. Die daraus resultierenden Feierlichkeiten kosteten uns zwei schlaflose Nächte, obwohl das Dorf ca. 800 m bis 1,2 km entfernt liegt. Auch hört man jetzt regelmäßig um 4:30 Uhr in der Früh die Rufe des Muezzins aus der kleinen Moschee, die über Lautsprecher allen Dorfbewohnern verkündet werden. Man fragt sich manchmal, ob es da nicht ohne Strom angenehmer gewesen wäre … Die zweite gute Nachricht: Am 16. April wurde die 6-spurige Brücke eingeweiht, die Dar es Salaam mit unserem Küstenstreifen verbindet. Wartezeiten an der Fähre von manchmal mehr als zweieinhalb Stunden gehören nun der Vergangenheit an. Unser Rekord waren jetzt eineinhalb Stunden vom Grundstück bis ins Stadtzentrum. Wir hoffen, dass dies bald noch schneller gehen wird, wenn die Straße bis zu unserem Ort ausgebaut ist. Die Pläne dafür liegen schon in den Schubladen. Wir sind gespannt, wie lange es tatsächlich dauern wird. Am Ende wird man für die 50 km in die Stadt weniger als eine Stunde benötigen.

Unsere erste Fahrt über die neue Sechsspurige Brücke nach Dar es Salaam.

Die bisherigen positiven Ereignisse haben zu einer Verdoppelung der Grundstückspreise geführt. Was uns jetzt zwar keine finanziellen Vorteile bietet – aber der Kauf eines Grundstücks in dieser Region wäre für ein Waisenheim derzeit kaum mehr vorstellbar. Gott hat uns zur rechten Zeit an den richtigen Ort geführt. Jetzt wird der Innenausbau des Kinderhorts angepackt – Innenputz, Estrich, Fliesen, Fenster und Türen. Wir hoffen, diesen bis Ende Juni abschließen zu können.

Seit ein paar Tagen leben 5 Hühner mit auf dem Grundstück. Und der Gärtner mit Namen Yese, der uns aus Kibidula – einer Missions- und Landwirtschaftsschule (an der Yese zeitweise unterrichtet) – besuchen kam, hat damit begonnen einen großzügigen Gemüsegarten für den Unterhalt der Kinder anzulegen. Die Erde muss mit Nährstoffen angereichert werden, die durch die immensen Regenfälle während der Regenzeit immer wieder herausgeschwemmt wurden. Wir haben deshalb eine Kompostanlage errichtet, die in kurzer Zeit, nämlich innerhalb von 2 bis 4 Wochen, qualitativ hochwertigen Kompost liefert und die Bodenqualität nachhaltig verbessert.

Ein erster Gemüsegarten entsteht.

Inzwischen wurden insgesamt 170 Kokosnusspalmen und ca. 100 weitere Obstbäume (u.a. Mangos, Limetten, Zitronen, Guaven, Maracujasträucher, Affenbrotbäume, Jack-Fruits, Bananen und Chirimoyas, etc … ) gepflanzt. Je früher diese Bäume gesetzt werden, desto eher ist mit dem Ertrag zu rechnen.

Die ersten Bananenstauden.

Oh ja, die Regenzeit. Sie ist ein Kapitel für sich. Es ist unsere erste Regenzeit an der Küste Tansanias. Streckenweise waren wir völlig von der Außenwelt abgeschnitten – das war kein gutes Gefühl. Nach 2 Tagen kontinuierlichen Regens verwandelte sich die Straße nach Dar es Salaam teilweise in einen tiefen See (mit ca. 40 bis 50 cm Tiefe). Jetzt wissen wir, warum man uns unbedingt zu einem Land Rover mit Ansaugrüssel (geeignet für die Fahrten durch tieferes Wasser) riet. Niemand von uns konnte ahnen, wie bald und wie dringend wir diese Art von Fahrzeug hier benötigten – und das nur 50 km von der Großstadt entfernt. Der liebgewonnene »Landy« hat uns bis jetzt noch nicht im Stich gelassen und selbst da, wo jedes Fahrzeug ohne fremde Hilfe nicht mehr weiter kam, konnten wir nach ein paar Manövern, die anfangs aussichtslos erschienen, weiterfahren.

Eine Schlammschlat in der Regenzeit - Die Hauptstrasse nach Dar es Salaam.

Am Ende dieses kurzen Berichts möchten wir unserem Gott die Ehre geben. Obwohl wir uns nie sicher sein konnten, hat Er uns immer dann ausreichend finanzielle Mittel geschenkt, wenn wir diese besonders dringend benötigten. Und unser Dank gilt Euch allen, die Ihr uns im Gebet und ganz praktisch durch finanzielle Unterstützung geholfen habt. Für diejenigen, die Dunia ya Heri gerne besuchen möchten um uns mit ihren Gaben und Fähigkeiten beim Bau eines der Gebäude zu unterstützen gäbe es zwei Termine:

  • Für November/Dezember 2016 (3.11. bis 11.12.) ist ein Bautrupp geplant, um mit dem Rohbau des zweiten Heimgebäudes zu beginnen
  • Für das kommende Jahr ist eine vierwöchige Reise (voraussichtlich im Juni 2017) geplant, die wahrscheinlich von Seiten des »Seminar Schloss Bogenhofen« organisiert wird

Die Kosten für eine ca. 4-wöchige Reise dürften zwischen 1.000 und 1.300 Euro liegen (inkl. Flug, Kost und Logis sowie ein paar Tagen Wildlife oder Strandurlaub). Von »Hausfrauen« ohne Erfahrung bis zu den erfahrensten Handwerkern – jeder ist eingeladen bei der Errichtung der Gebäude mit anzupacken. Tansania ist in Bezug auf die Vielfalt der Tierwelt sicherlich eines der außergewöhnlichsten Länder Afrikas.